Vielen Kindern fehlen heute Freiräume, in denen sie selbstbestimmt (nicht durch Eltern organisiert) mit anderen Kindern und ohne ständige Anwesenheit von Erwachsenen spielen können. Nun lässt unser ländliches Einzugsgebiet das nicht vermuten, wenn da nicht der Terminkalender der Kinder wäre: Turnen, Musikschule, Ballett, Fußballtraining, etc. Das einzelne Angebot an sich ist nicht von Bedeutung, sondern die Menge macht’s. Sie lässt den Kindern zu wenig Raum für spontanes und selbstorganisiertes Spiel. Hinzu kommen noch die Sorge der Eltern vor zunehmender Gewalt am Kind und die Gefahr durch den Straßenverkehr.
Zusätzlich ergibt sich daraus ein Bewegungsmangel (Drei Scheiben Kinder: Auto-, Schaufenster-, Mattschscheibe). Menschen brauchen sich körperlich immer weniger anzustrengen. Das große Energiepotential, das den Kindern von Geburt an mitgegeben ist, wird nicht ausgeschöpft.
Diese Beobachtungen bestätigten uns, den Kindern Räume zu schaffen, die ihren Bedürfnissen entgegenkommen und sich entwicklungsfördernd auf sie auswirken. An erster Stelle stehen die offenen Türen: Sie stehen offen für die „Freiräume“ der Kinder unseres Kindergartens. In unserem Kindergarten gibt es keine geschlossenen Gruppenräume, in denen alle Spielbereiche vorhanden sind. Unsere Räume sind als „Funktionsräume“ gestaltet, die für alle Kinder gleichermaßen offen stehen (Konstruktionsbereich, Rollenspielbereich, Kreativbereich, Forscherraum, Turnhalle, Außengelände, etc.).
Unter den oben genannten Gegebenheiten bekommt das Freispiel ein besonderes Gewicht, nämlich als eine Zeit des ungestörten und selbstgelenkten Spiels. Dadurch werden bestimmte Lebenserfahrungen ermöglicht.
Gerade in dem Alter von 3 bis 6/7 Jahren entwickeln Kinder ihre Eigenständigkeit und wollen sie auch zeigen. Ihre Selbständigkeit wächst Schritt für Schritt.
Darin wollen wir die Kinder unterstützen durch eine bewusste Erweiterung der Entscheidungsspielräume und einen konsequenten Weg der Freiheit. Wir trauen Kindern selbständiges Handeln zu und Lernen erfolgt in „Ernst“ – Situationen.
So lädt der Frühstücksbereich dazu ein, zu einer selbstbestimmten Zeit zu frühstücken, eventuell mit Freunden. Wer kreativ sein möchte, geht in den Bastelraum, wo er fast alles findet, was er benötigt. Drinnen und draußen gibt es viele Bewegungsmöglichkeiten, die dazu ermuntern, dem eigenen Bewegungsdrang zu folgen, allein oder mit anderen. Sie können im ganzen Kindergarten spielen, untereinander Kontakt aufnehmen. Auch können sie das Zusammenleben mitgestalten, in dem sie durch Wünsche und Vorstellungen die Tagesplanung mitgestalten (selbst Angebote anbieten, Aktionstage).
Bindungswünsche zu den Erwachsenen können sie eigenständig umsetzen (Wer kann schon mit allen gleich gut?),
Durch diese pädagogische Gestaltung kommen wir den Lern- Entwicklungs- und Bildungsbedürfnissen der Kinder nach und erfüllen den gesetzlichen Auftrag des Kindergartens.
So ermöglichen wir den Kindern die ganzheitliche Entfaltung ihrer Persönlichkeit – gleich unserem Leitgedanken:
Kinder brauchen Freiheit ........................... aber keine Zügellosigkeit
Kinder brauchen Nähe ........................... aber keine Distanzlosigkeit
Kinder brauchen Ruhe und Zeit ........................... aber keine tickende Uhr
Kinder brauchen Liebe .......................... aber kein Verwöhnen
Kinder brauchen Bewegung ........................... aber keine Rastlosigkeit
Kinder brauchen Grenzen ........................... aber keine Ausgrenzung